FAQs zu Motivation & Hintergrund der Petition

Da mich viele E-Mails erreichen, hier einige Antworten auf die häufigsten Fragen:

1. Warum ich die Petition gestartet habe

Ich habe die Petition ins Leben gerufen, weil ich überzeugt bin, dass unabhängige Medien eine der wichtigsten Säulen der Demokratie sind. Der ORF ist eine der wenigen Institutionen, die unabhängig berichten und nicht rein kommerziellen oder politischen Interessen unterliegen, auch wenn es sicher Reformbedarf gibt. Wenn wir diesen Grundpfeiler schwächen oder gar zerstören, verlieren wir eine unverzichtbare Plattform für faktenbasierten Journalismus.

2. Zur Geschichte von „Unser ORF“

Die Idee zu „Unser ORF“ entstand bereits 2021, als die damaligen Pläne zur Einschränkung des ORF-Textangebots bekannt wurden. Damals haben über 5.000 Menschen für den Erhalt der ‚Blauen Seite‘ unterschrieben – ein klares Zeichen, dass es eine breite Unterstützung für ein starkes, öffentlich-rechtliches Angebot gibt. Jetzt stehen wir vor einer noch größeren Bedrohung für den ORF, und deshalb hab ich die Seite „Unser ORF“ reaktiviert.

3. Warum mir der ORF persönlich wichtig ist

Ich bin mit dem ORF (und FM4) aufgewachsen – mit Bildungsprogrammen, kritischem Journalismus und Berichterstattung aus ganz Österreich. Ich habe erlebt, wie wichtig es ist, eine unabhängige Quelle für Nachrichten zu haben, die nicht von Klickzahlen oder politischen Interessen abhängig ist. Heute sehen wir weltweit, was passiert, wenn öffentliche Medien zerschlagen oder kontrolliert werden. Ich will nicht, dass Österreich diesen Weg geht.

4. Warum ich nicht einfach wegsehe

Viele Menschen sind frustriert über den Zustand der Medienlandschaft – ich ebenso. Aber die Antwort kann nicht lauten, unabhängigen Journalismus abzuschaffen, sondern ihn besser zu machen. Wer Reformen will, muss sich dafür einsetzen, dass der ORF seine Unabhängigkeit vergrößert – z.B. durch eine Reform des Stiftungsrat.

5. Warum ich diese Initiative nicht (mehr) alleine führe

Mir war von Anfang an klar, dass das kein rein persönliches Projekt ist, sondern Teil einer größeren zivilgesellschaftliche Initiative sein kann. Dass mittlerweile große Organisationen, Journalist:innen und Tausende Bürger:innen mitmachen, zeigt, dass die Sorge um den ORF kein Nischenthema ist, sondern eine breite gesellschaftliche Bedeutung hat.

6. Warum ein starker ORF die beste Grundlage für Reformen ist

Natürlich gibt es berechtigte Kritik am ORF, z.B. am Stiftungsrat. Aber die Lösung ist nicht, ihn kaputtzusparen oder in die Abhängigkeit der Regierung zu drängen. Wer einen besseren ORF will, braucht einen starken ORF. Nur ein finanziell abgesicherter, unabhängiger Sender kann sich auch selbst kritisch hinterfragen und verbessern.

7. Warum der ORF eine wichtige Rolle für unsere Demokratie darstellt

Gerade in Zeiten von Fake News, Desinformation und politischer Einflussnahme braucht es unabhängige Medien. Der ORF bietet verlässliche Berichterstattung, regionale Nachrichten, barrierefreie Inhalte und Kulturprogramme, die sonst in dieser Form nicht existieren würden. Wer den ORF schwächt, schwächt auch die Demokratie.

8. Warum der ORF auch ein wirtschaftlich wichtiger Faktor ist

Der ORF sichert nicht nur unabhängigen Journalismus, sondern auch tausende Arbeitsplätze in Österreich. Rund 14.000 Jobs in der Film- und TV-Branche hängen direkt oder indirekt an seinen Aufträgen, darunter Drehbuchautor:innen, Kameraleute und Produktionsfirmen. Mit jährlich über 100 Millionen Euro für die heimische Filmwirtschaft ist der ORF der größte Auftraggeber in diesem Bereich. Wer den ORF drastisch kürzt, gefährdet nicht nur Medienvielfalt, sondern auch die österreichische Kreativ- und Kulturbranche.

Zudem gibt es seit zwei Jahren ein europaweit einzigartiges Fördersystem, das zahlreiche internationale Großproduktionen nach Österreich bringt. Film- und TV-Produktionen erhalten 30–35 % ihres Budgets zurück, wenn sie in Österreich drehen – im Vergleich zu 20–25 % in Nachbarländern wie Ungarn, Rumänien oder Tschechien. Diese Förderung hat Österreich als Drehstandort international extrem attraktiv gemacht und zu Großproduktionen wie The Regime oder Extraction geführt.

Doch genau dieses Erfolgsmodell droht jetzt zu kippen. Der Fördertopf ist derzeit ungedeckelt und bringt hunderte Millionen Euro in die Wirtschaft, schafft Arbeitsplätze und bringt über Steuereinnahmen viel Geld zurück. Ohne diese Förderung könnte Österreich seine neu gewonnene Stellung als wichtiger Drehstandort wieder verlieren – mit massiven Auswirkungen auf die gesamte Branche.

9. Was passiert mit den Unterschriften?

Die Namen und E-Mail-Adressen der Petition werden nicht weitergegeben. Der Schutz der persönlichen Daten hat oberste Priorität.

10. Was mich persönlich antreibt, weiterzumachen

Wenn ich sehe, wie viele Menschen sich in so kurzer Zeit mobilisiert haben, bestärkt mich das nur noch mehr. Es geht hier nicht nur um den ORF – es geht um die Frage, welche Art von Medien wir in Zukunft in Österreich haben wollen und wie wir in unserer Demokratie über solche wichtigen Fragen entscheiden. Die tasuenden Unterzeichner:innen und etlichen Organisationen, die sich angeschlossen haben, zeigen, dass die Zivilgesellschaft nicht tatenlos zuschauen wird.

Gerade jetzt, in einer politischen Situation, in der autoritäre Tendenzen zunehmen und zentrale demokratische Institutionen unter Druck geraten, ist ein unabhängiger öffentlich-rechtlicher Rundfunk wichtiger denn je. Die geplanten Einschnitte sind kein isolierter Einzelfall – sie passen in ein Muster, das wir in anderen Ländern bereits beobachten konnten: Medien werden finanziell ausgehungert, politischer Einfluss auf Journalismus wächst, und am Ende verliert die Gesellschaft den Zugang zu einer kritischen, unabhängigen Berichterstattung. Wer den ORF schwächt, stärkt nicht mehr Vielfalt, sondern die Kontrolle über Informationen. Das betrifft uns alle – und deshalb ist dieser Widerstand so wichtig.

Robert Seyfriedsberger


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